Fast 71.000 bekommen seit Hartz IV-Start Grundsicherung
Fast 71.000 Menschen in Sachsen-Anhalt beziehen seit Einführung des Hartz IV Gesetzes im Januar 2005 dauerhaft Grundsicherung. Das zeigt die Statistik- der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das sind fast ein Drittel aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (31,8%) zum Zeitpunkt der Erhebung. Deutschlandweit der höchste Wert. Im Bundesdurchschnitt sind 25,5 Prozent aller erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger seit Januar 2005 auf Hilfe angewiesen, in Ostdeutschland liegt der Anteil bei 29,1 Prozent. Der Trend ist rückläufig. Im Jahr 2009 waren noch 95.500 Männer und Frauen in Sachsen-Anhalt seit dem Start der Hartz-IV-Gesetze dauerhaft auf Grundsicherung angewiesen. Das waren damals über 37 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten.
Über die Hälfte der Langzeitbezieher nicht arbeitslos, 25 Prozent haben einen Job
„Die Hälfte der Betroffenen sind Menschen zwischen 25 und 50 Jahren. Und über die Hälfte der Langzeitbezieher ist nicht arbeitslos. Bei den Betroffenen handelt es sich entweder um Frauen, die wegen Erziehungszeiten oder der Pflege von Angehörigen von der Jobsuche ausgenommen sind. Oder es sind Erwerbstätige, die aufgrund niedriger Einkommen ergänzende Leistungen bekommen“, sagte der Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kay Senius.
Über ein Viertel (19.100) der Dauerbezieher sind abhängig erwerbstätig. Fast 11.200 von Ihnen erzielen ein Bruttoeinkommen bis zu 400 Euro, 3.100 verdienen zwischen 400 und 800 Euro und 4.800 haben ein Einkommen von über 800 Euro brutto.
Senius: „Positiver Trend aber Situation nicht zufriedenstellend“
„Gemessen an den Zahlen von 2009 haben wir zwar eine erste positive Entwicklung. Trotzdem ist die Situation nicht zufriedenstellend. Insbesondere, wenn man sich das Alter der meisten Betroffenen anschaut“, sagte Kay Senius. „Das sind Menschen in den besten Jahren!“ Die Integration und die Überwindung von Hilfebedürftigkeit werde im kommenden Jahr Schwerpunkt der Arbeit in den Jobcentern sein. Eine Verbesserung könne aber nur eintreten, wenn sich die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt verbesserten. Dazu gehöre unter anderem auch die Frage der Entlohnung. Senius verwies dabei auf die aktuell 63.600 abhängig erwerbstätigen Hartz- IV-Bezieher in Sachsen-Anhalt. 33.800 seien sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 2.700 mehr als im Jahr zuvor. Rund 5.100 arbeiteten im Handel, fast 4.700 im Bereich Dienstleistungen, 2.900 im Gastgewerbe und mehr als 3.600 im Gesundheits- und Sozialwesen.
Hilfebedürftigkeit dürfe sich nicht verfestigen, sagte Senius. Sowohl bei denjenigen, deren Einkommen nicht zum Lebensunterhalt reiche, als auch bei den Arbeitslosen „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels reden alle über den Fachkräftebedarf. Gerade bei den Hartz-IV-Empfängern haben wir ein Potential, das gehoben werden muss“, so Senius weiter.